Die Diagnose Lipödem ist für die betroffenen Frauen zunächst ein Schock. Auch wenn viele von ihnen erleichtert sind, endlich eine Erklärung für ihre Beschwerden und dicken Beine zu haben, ist das Lipödem bislang nicht heilbar und verlangt eine konsequente Therapie. Nur die Liposuktion schafft nachhaltig Linderung und ein dauerhaftes Ergebnis, indem sie die krankhaften Fettzellen aus dem Körper entfernt. Doch eine Entscheidung für eine Lipödem-OP wird nicht von heute auf morgen gefällt.

Im Alltag zeigen sich häufig verschiedene Herausforderungen durch die Lipödem-Erkrankung. Mit ein paar einfachen Tricks und Lipödem-Erfahrungen anderer betroffener Frauen wird es für die Patientinnen leichter, mit der Erkrankung umzugehen. Die Ratschläge helfen dabei, den Tag möglichst ohne größere Beschwerden zu bewältigen und positiv sowie lebensfroh zu bleiben.

Bewegung ist ein essenzieller Bestandteil eines gesunden Lebens. Mit körperlichen Aktivitäten werden der Kreislauf und der Stoffwechsel angekurbelt. Das Herz schlägt schneller und pumpt somit auch eine größere Menge Blut, Sauerstoff und Nährstoffe durch den Körper. Dadurch werden Zellen und Organe besser versorgt. Zudem verbrennt Sport Kalorien und schüttet Glückshormone wie Serotonin und Dopamin aus – wir fühlen uns wohler.

Auch bei einer Lipödem-Erkrankung sind Bewegung und Sport nicht zu vernachlässigen. In Verbindung mit einer ausgewogenen Ernährung können die Patientinnen ihr Gewicht reduzieren und dazu beitragen, die Symptome und Beschwerden des Lipödems zu verringern. Denn die „zusätzlichen Kilos“ können eine weitere Belastung sein, die auf den Körper einwirkt und Schmerzen sowie andere Auswirkungen der Erkrankung verschlimmert. Außerdem hilft Sport dabei, sich gut zu fühlen und trübe Gedanken zu lösen.

Welcher Sport sich anbietet, hängt von den individuellen Vorlieben, der Fitness und der Ausprägung des Lipödems ab. Die körperliche Ertüchtigung sollte nicht zu Schmerzen führen, sondern die Aktivität fördern und Spaß machen. Bei einem Lipödem bieten sich oft Wassersportarten wie Schwimmen oder Aquagymnastik an. Der erhöhte Druck im Wasser wirkt wie eine natürliche Kompression, die sich für die Patientinnen gut anfühlt. Zudem erscheint der Körper im Wasser leichter, sodass auch die Bewegungen weniger schwerfallen. Des Weiteren werden beim Schwimmen alle Muskelgruppen trainiert – die gestärkten Muskeln in den Beinen, den Armen, im Bauch sowie im Rücken helfen wiederum dabei, Schmerzen und Verspannungen entgegenzuwirken.

Weitere mögliche Sportarten sind Spazieren, Wandern, Aerobic, Trampolinsport oder auch Yoga. Patientinnen sollten in jedem Fall darauf achten, dass die Gelenke beim Sport möglichst geschont werden. Wichtig ist auch, dass selbst beim Sport die Kompressionsmaßnahmen eingehalten werden. Ohne Kompression ist es schwerer für den Körper, einen optimalen Blut- und Lymphfluss beizubehalten, wodurch sich Flüssigkeit im Gewebe ansammeln kann.

Lipödeme werden nicht durch Übergewicht ausgelöst – Übergewicht kann jedoch eine Begleiterscheinung der Erkrankung sein. Diäten und Sport können Lipödeme nicht heilen. Sie sind auch nicht in der Lage, die dicken Beine signifikant zu verschlanken. Das ist für viele Frauen ein großer Frustfaktor. Zudem können die Beine schmerzen und dadurch Bewegungen erschweren. Durch mangelnde Bewegung kommt es leichter zu Übergewicht, welches wiederum die Beschwerden des Lipödems verstärken kann – ein Teufelskreis für die betroffenen Frauen.

Mit einer gesunden und ausgewogenen Ernährung tun Patientinnen nicht nur etwas Gutes für ihre Figur und ihre allgemeine Gesundheit, sie verbessern auch ihr Wohlbefinden und reduzieren einen der Risikofaktoren, der Lipödeme verschlimmern kann. Allgemeingültige Ernährungshinweise bei einem Lipödem gibt es nicht direkt. Eine zusätzliche Ernährungsberatung kann jedoch dabei helfen, das Gefühl für einen gesunden Speiseplan zu sensibilisieren. Viel Obst, Gemüse, Nüsse, Hülsenfrüchte und „gute Öle“ liefern wichtige Vitamine, Nährstoffe und Mineralien.

Die richtige Kleidung kann ebenfalls dabei helfen, die Beschwerden des Lipödems im Alltag gering zu halten. Sie sollte bestenfalls nicht zu eng sein, da sie sonst unangenehm auf die Areale drücken oder in die Haut einschneiden kann. Weite und bequeme Kleidung ist für die meisten Lipödem-Patientinnen daher die optimale Wahl. Zudem können mithilfe von weiten Kleidungsstücken die voluminösen Körperareale auf Wunsch kaschiert werden.

Teilweise ist es nicht ganz einfach für Lipödem-Patientinnen, Kleidung in der entsprechenden Größe zu finden. Während der Umfang an den Beinen recht groß ist, bleibt mitunter eine schlanke oder „normale“ Taille vorhanden. Somit sind die Kleidungsstücke, die an den Beinen passen und gut sitzen an anderen Stellen zu weit. Online finden sich mittlerweile Angebote, die sich direkt an Lipödem-Patientinnen richten. Die Kleidung ist speziell an die Krankheit angepasst.

Einer der wichtigsten Aspekte ist die Kompressionskleidung. Die speziellen Strümpfe sind regelmäßig, am besten täglich zu tragen. Sie unterstützen die Therapie maßgeblich, da sie einen stetigen Druck auf die Lipödem-Stellen ausüben und somit den Lymphfluss positiv beeinflussen. Die Kompressionsstrümpfe müssen jedoch nicht immer nur ein medizinisches Utensil sein. Verschiedene Anbieter haben sich intensiv mit der Kompressionskleidung beschäftigt und bieten sie in diversen Farben und Mustern an. Somit kann die notwendige Kompression auch zum modischen Accessoire werden.

Um besser mit der Erkrankung umgehen zu können, hilft es, sich mit anderen Betroffenen auszutauschen. Im Internet gibt es zahlreiche Blogs und Foren, in denen sich Frauen mit Lipödem unterhalten, Tipps geben und Erfahrungen teilen können. Des Weiteren gibt es in vielen Städten Anlaufstellen vor Ort, wo ein Austausch zwischen den Patientinnen möglich ist. Die Lipödem-Erfahrungen anderer Frauen kennenzulernen, gibt Kraft und stärkt die Zuversicht. Somit kann es durchaus leichter werden, den Alltag mit Lipödem zu meistern.

Haben Sie weitere Ratschläge oder möchten Sie Ihre Erfahrungen mit der Fettverteilungsstörung Lipödem teilen? Dann melden Sie sich gern bei uns!