Sport und Lipödem – was ist gut?
Durch das Lipödem und die damit verbundene Gewebezunahme an den Beinen ist die Bewegungsfreiheit der Patientinnen häufig eingeschränkt. Die Beine werden schnell müde und schwer, sogar Schmerzen können auftreten. Dennoch ist es sowohl für gesunde Personen als auch für Lipödem-Patientinnen wichtig, sich regelmäßig zu bewegen. Durch körperliche Aktivitäten bleiben Körper und Geist fit. Zudem hilft Sport, Anspannungen und Stress zu reduzieren. Auch wenn es nicht immer leichtfällt, kann Sport bei einem Lipödem verschiedene Beschwerden lindern und einer Verschlimmerung der Erkrankung entgegensteuern. Welche Sportarten eignen sich für Lipödem-Patientinnen besonders?
Wie hilft Sport bei einem Lipödem?
Sport ist zwar eine der ersten Maßnahmen, die man bei überschüssigen Fettdepots anwendet, um diese loszuwerden, bei einem Lipödem hilft Sport jedoch nicht dabei, das Körpervolumen in dem gewünschten Maße zu verringern. Das Lipödem ist eine krankhafte Fettverteilungsstörung, die auf Sport oder Diäten kaum bis gar nicht anspricht. Dennoch gehören Bewegung und körperliche Aktivitäten zu einer erfolgreichen Lipödem-Therapie dazu.
Die regelmäßige körperliche Ertüchtigung unterstützt die Patientinnen dabei, ihr Körpergewicht zu halten. Das Vermeiden zusätzlicher Fettdepots ist sehr wichtig, da überschüssiges Gewebe zu dem ohnehin vermehrten Gewebe durch das Lipödem den Körper weiter belasten würde. Des Weiteren wird dadurch bestmöglich vermieden, dass sich Wasser und Lymphflüssigkeit im Gewebe anstauen. Eingelagerte Flüssigkeit könnte sonst zu einem gleichzeitigen Lymphödem führen.
Sport baut zudem Muskeln auf und stärkt Gelenke und Knochen. Auch das hilft dabei, die Beschwerden eines Lipödems zu reduzieren. Nicht zuletzt wird auch das Selbstbewusstsein gepusht. Bewegung und Sport bringen Selbstbestimmtheit über den eigenen Körper mit sich und schenken häufig ein Hochgefühl, da Glückshormone ausgeschüttet werden.
Was passiert, wenn ich mich zu wenig bewege?
Bewegungsmangel ist für uns nicht gut – sei es bei einem Lipödem oder einem sonst gesunden Körper. Durch zu wenig Bewegung wird die Muskulatur des Körpers nicht ausreichend belastet und es kommt auf längere Sicht zum Abbau der Muskulatur. Dadurch wird der Körper nicht mehr ausreichend gestützt und es kann unter anderem zu Haltungsschäden und chronischen Verspannungen sowie Schmerzen kommen. Auch der Blutkreislauf und Stoffwechsel werden negativ beeinflusst. Ferner kann Bewegungsmangel auch das Risiko für psychische Erkrankungen wie Depressionen erhöhen.
Bei einem Lipödem stellt Bewegungsmangel somit eine zusätzliche Belastung dar, die die Symptome und die Verschlimmerung der Krankheit verstärken kann.
Sport und Bewegung sind ein fester Bestandteil der KPE
Die Bewegungstherapie gehört zur sogenannten KPE, der Komplexen Physikalischen Entstauungstherapie bei Lipödemen. Dadurch sollen aktiv Beschwerden reduziert und Komplikationen wie Gelenkbeschwerden oder die Entstehung eines Lipo-Lymphödems vermieden werden. In der Therapie lernen die Patientinnen Sportarten kennen, die sie mit Lipödem sehr gut ausführen können. Zudem erhalten sie Informationen über das optimale Gleichgewicht zwischen Ausdauer- und Krafttraining. Weitere wichtige Bestandteile sind das Selbstmanagement und das Durchhaltevermögen – denn auch das richtige Mindset bestimmt den letztendlichen Behandlungserfolg.
Zur KPE gehören neben Sport und Selbstmanagement auch die manuelle Lymphdrainage, Kompressionstherapie, Ernährungsberatung und Hautpflege.
Was ist beim Sport mit Lipödem wichtig?
Ziel für Lipödem-Patientinnen ist es, ihr Gewicht zu halten beziehungsweise zu reduzieren, damit Gewebe und Gelenke entlastet werden. Daher ist es meist ratsam, sich vor allem auf Ausdauer- und Ganzkörpertraining zu fokussieren und weniger auf Krafttraining. Zudem sollten insbesondere schonende Trainingsarten gewählt werden, um die ohnehin bereits beanspruchten Gelenke nicht weiter zu überlasten.
Die Kompressionsstrümpfe sollten auch beim Sport unbedingt getragen werden. Sie helfen Muskeln, Venen und Lymphgefäße dabei, Blut und Lymphflüssigkeit optimal zu transportieren. Ohne die unterstützende Kompression besteht das Risiko, dass sich Flüssigkeit im Gewebe absetzt und Schwellungen beziehungsweise Ödeme hervorruft. Einzelne Ausnahmen, bei denen auf die Kompression verzichtet werden kann, sind Sportarten wie Schwimmen, denn hier übernimmt das Wasser durch seinen Druck eine Art Kompressionsaufgabe.
Geeignete Sportarten bei einer Lipödem-Erkrankung
Welche Sportart sich bei einem Lipödem eignet, lässt sich nicht pauschal für alle Patientinnen festlegen. Das Lipödemstadium, der Erkrankungstyp und die Menge des überschüssigen Gewebes spielen eine Rolle dabei, welche Sportarten ausgeführt werden können. Außerdem sollen sich die Patientinnen mit dem ausgeübten Sport auch wohlfühlen. Empfehlenswert ist es daher, sich an alle Aktivitäten langsam heranzutasten und mit Spaß an die Sache heranzugehen.
Mögliche Sportarten mit Lipödem:
- Schwimmen
- Spazieren
- Aquaaerobic
- Crosstrainer
- Faszientraining
- Yoga
- Radfahren
- Nordic Walking
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