Warum ist die Kompressionskleidung nach einer Lipödem-OP so wichtig?

Die Kompressionstherapie begleitet Lipödem-Patientinnen meist eine lange Zeit. Sie ist ein wichtiger Teil der konservativen Lipödem-Therapie und sorgt unter anderem dafür, dass der Lymphfluss verbessert wird, sich weniger Flüssigkeit im Gewebe anstaut, Beschwerden reduziert werden und einer Verschlimmerung des Lipödems entgegengesteuert wird. Die Kompression gehört für die Patientinnen zum Alltag.
Neben der konservativen Lipödem-Therapie steht auch die Lipödem-OP per Liposuktion zur Wahl. Im Gegensatz zu den konservativen Maßnahmen muss die OP nicht fortwährend erfolgen, sondern sie erzielt langanhaltende Ergebnisse. Sie verschlankt die Körpersilhouette und mindert die Symptome des Lipödems. Dadurch steigert sie die Lebensqualität der Patientinnen für gewöhnlich enorm. In der Zeit nach der OP zählt zu den wichtigen Nachsorgemaßnahmen ebenfalls die Kompressionstherapie. Welche Aufgabe und Vorteile hat sie hier? Wie lange muss sie getragen werden? Und können die Patientinnen im Anschluss komplett auf ihre tägliche Kompressionstherapie verzichten?
Wozu dient die Kompression nach der Lipödem-OP?
Die Kompressionstherapie kommt nicht nur nach einer Lipödem-OP zum Einsatz, sondern ist Bestandteil aller ästhetisch-plastischen Körperformungen. Auch nach der herkömmlichen Fettabsaugung (z. B. am Bauch), nach einer Brust-OP oder nach einer Straffungs-OP wie der Bauchstraffung oder der Oberschenkelstraffung wird Kompressionskleidung für mehrere Wochen angelegt.
Die spezielle Kleidung hat die Aufgabe, gleichmäßigen Druck auf die Behandlungsareale auszuüben. Dadurch werden Schwellungen verringert und Flüssigkeitsansammlungen vorgebeugt. Dies beschleunigt den Heilungsprozess. Eine weitere wichtige Aufgabe der Kompressionstherapie nach der Operation ist die Unterstützung der natürlichen Formgebung. Mithilfe der Kompressionskleidung wird somit das ästhetische Endergebnis positiv beeinflusst.
Wie lange sollte die Kompressionskleidung getragen werden?
Die Tragedauer kann individuell unterschiedlich sein und richtet sich beispielsweise nach der Größe der Behandlungsareale, dem Umfang des Eingriffs und dem individuellen Heilungsverlauf. Durchschnittlich ist mit einer Zeit von vier bis sechs Wochen zu rechnen. Während dieser Wochen wird die Kompressionsbekleidung Tag und Nacht getragen. Anschließend ist es empfehlenswert, das Kompressionsmieder für weitere zehn Wochen tagsüber anzulegen. Dies wird jedoch individuell mit Ihnen bei der Nachkontrolle besprochen.
Mit leichten sportlichen Aktivitäten wie Schwimmen, Radfahren und Walken können sie meist ab der vierten postoperativen Woche stufenweise beginnen. Körperlich sehr anstrengende Sportarten sollten mindestens die ersten sechs Wochen nach OP vermieden werden.
Welche Kompression ist die beste für mich?
Es gibt unterschiedliche Arten und Materialien bei Kompressionskleidung. Für gewöhnlich empfehlen wir unseren Patientinnen das Tragen sogenannter Flachstrickkompressionsmieder. Die Kleidung sollte hochwertig sein und den qualitativen Ansprüchen entsprechen, damit Sie sich nach der OP wohl fühlen und beispielsweise keine Nähte auf die empfindlichen Areale drücken, um somit zusätzliche Schmerzen hervorzurufen. Da sich Ihre Körperproportionen im Laufe des Heilungsprozesses ändern werden (z. B. Abschwellen der Areale), muss auch die Kompressionskleidung entsprechend angepasst werden.
Über die geeignete Kompressionskleidung klären wir Sie gern im persönlichen Beratungsgespräch auf.
Die ersten Tage: Duschen und Kompressionswechsel
Etwa ab dem vierten Tag nach der OP können Sie wieder vorsichtig duschen und das Kompressionsmieder zum ersten Mal ausziehen. Das Kompressionsmieder können Sie bei dieser Gelegenheit waschen oder Sie behalten es beim Duschen an. Letzteres bietet sich unter anderem an, wenn Sie unter Kreislaufproblemen leiden, die sich beim Aus- und Anziehen der Kleidung bemerkbar machen würden.
Entscheiden Sie sich dafür, die Kompressionskleidung zu wechseln beziehungsweise zu reinigen, sollten Sie diese schnellstmöglich wieder anziehen.
Wichtig beim Anziehen der Kompressionskleidung nach der Lipödem-OP ist Geduld. Der Prozess ist anfangs ungewohnt und oftmals schwer. Nach der Hälfte des Beins verspüren viele Patientinnen Schmerzen an den Arealen oder es verlassen sie die Kräfte, da das Anziehen der enganliegenden Kleidung sehr fordernd ist. Nehmen Sie sich hier alle Zeit, die Sie benötigen, und lassen Sie sich nicht entmutigen. Diesen Schritt schaffen Sie – nach all den anderen Meilensteinen – ebenfalls. Dass es anfangs etwas schwerer ist, ist ganz normal. Am besten versuchen Sie, die Kompression im Liegen Stück für Stück über die Beine zu bekommen. Eventuell haben Sie auch eine Person, die Ihnen in der ersten Zeit beim Anziehen der Kompressionskleidung helfen kann.
In den weiteren Wochen wird das Anziehen der Kompressionskleidung zur Routine werden. Auch die Schmerzen, die hauptsächlich bei Berührung auftreten können, werden immer mehr nachlassen.
Kompressionskleidung: Tipps für den Alltag nach der OP
- Vertrauen Sie auf Ihr Bauchgefühl: Ab etwa dem vierten Tag kann das Kompressionsmieder das erste Mal ausgezogen werden, um beispielsweise zu duschen. Fühlen Sie sich in den ersten Tagen noch zu unsicher und nicht bereit dazu, behalten Sie es ruhig noch ein wenig an und warten Sie die folgenden Tage ab. Sie können selbst – im Rahmen der ärztlichen Nachsorgehinweise – am besten einschätzen, was Sie sich schon zutrauen.
- Mieder anfeuchten: Vor dem Ausziehen können Sie das Mieder leicht anfeuchten. Dadurch verringert sich das Risiko, dass die schützenden Verkrustungen an den Einstichstellen durch das Mieder gelöst werden.
- Wechsel im Liegen: Ziehen Sie das Kompressionsmieder im Liegen an und aus. Dadurch beugen Sie Problemen mit dem Kreislauf vor.
- Mieder waschen: Nutzen Sie zur Reinigung des Mieders am besten die Zeit, während Sie duschen und sich danach etwas erholen. Verwenden Sie keinen Weichspüler und waschen Sie das Mieder beim ersten Mal ruhig in zwei Durchgängen.
- Mieder feucht anziehen: Ziehen Sie das Kompressionsmieder wieder feucht über die Hautareale und tupfen Sie es anschließend mit einem Handtuch trocken. Auch das schützt die Verkrustungen auf der Haut.
- Mieder durchgängig tragen: Bis auf die Waschpausen sollten Sie das Mieder in den ersten vier Wochen unbedingt durchgängig Tag und Nacht tragen, um die Heilung zu unterstützen.
Mehr zur Lipödem-OP bei Lipothera
Wenn Sie Fragen zur Lipödem-OP haben oder sich eine persönliche Beratung zum Eingriff wünschen, kontaktieren Sie uns gern. Wir helfen Ihnen weiter! Auch bei Bedenken oder Unsicherheiten nach der Lipödem-OP können Sie sich jederzeit bei uns melden.
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